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Creator & Artist Storys

Offenheit und Verantwortung

Von Susan Wojcicki

CEO, YouTube

Liebe YouTuber und Künstler, 

 
wie in jedem Quartal möchte ich mir einen Moment Zeit nehmen und überlegen, wo meine Prioritäten liegen und wie ich YouTube Creator auf dem Weg zum Erfolg auf der Plattform unterstützen kann. Doch anstatt die üblichen Höhe- und Tiefpunkte der letzten drei Monate durchzugehen, möchte ich dieses Mal über etwas sprechen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt und für die Zukunft von YouTube entscheidend ist: Offenheit und wie wir diese mit unserer Verantwortung vereinbaren, die Community zu schützen. 

YouTube basiert auf Offenheit. Ausgehend von dieser offenen Plattform haben sich Millionen von YouTuber Creatorn auf der ganzen Welt mit einem globalen Publikum vernetzt und viele von ihnen haben dabei ein florierendes Geschäft aufgebaut. Offenheit ist jedoch mit Herausforderungen verbunden, weshalb es unsere Community-Richtlinien gibt, die wir laufend aktualisieren. Das betrifft beispielsweise unsere vor Kurzem überarbeiteten Richtlinien zu Hassrede und unsere geplanten Richtlinien zu Belästigung. An einem Ort, der für viele unterschiedliche Stimmen angelegt ist, wird der ein oder andere auch Grenzen überschreiten. Schwarze Schafe werden versuchen, die Plattform zum eigenen Vorteil zu missbrauchen, selbst wenn wir unsere Schutzmechanismen laufend verbessern. Je mehr Probleme auftauchen, desto mehr Politiker, Journalisten und Experten stellen den Nutzen – und sogar die Existenzfähigkeit – einer offenen Plattform infrage.  

Trotz dieser Bedenken bin ich davon überzeugt, dass es wichtiger ist denn je, die offene Plattform zu bewahren. 

Durch Offenheit entstehen zum Beispiel neue Möglichkeiten. Die Videomacher von heute haben eine ganze Kreativwirtschaft aufgebaut und definieren das Gesicht der Medien neu. Sie sind wirklich Medienunternehmen der nächsten Generation, mit Millionen von Abrufen und globalen Marken, die zur lokalen und globalen Wirtschaft beitragen und Arbeitsplätze schaffen. In einer traditionelleren Medienlandschaft hätten diese YouTube Creator den Durchbruch wahrscheinlich eher nicht geschafft. YouTuber wie die schwedische Robotik-Enthusiastin Simone Giertz und die blinde Lifestyle-Vloggerin Molly Burke sind auf der Plattform enorm erfolgreich. Sie führen ihr eigenes Unternehmen, verkaufen Merchandise-Artikel, schaffen Arbeitsplätze und steigern die Wirtschaftskraft in ihrer Heimat. Da sie so unkonventionell sind, finden sie in den klassischen Medien aber nur wenig Beachtung. Erfolgreiche Kanäle wie Laura Vitale, Sallys Welt und Helen's Recipes haben ihre Leidenschaft für Essen zum Beruf gemacht und unter anderem auch Kochbücher auf den Markt gebracht. Und diese YouTube Creator sind kein Einzelfall. Laut einem Bericht der Ryerson University haben YouTube Creator allein in Kanada 28.000 Vollzeitjobs geschaffen. Und 20 % dieser kanadischen YouTube Creator schaffen neue Arbeitsplätze. Weltweit steigt die Zahl der Kanäle, die mehr als 100.000 $ pro Jahr umsetzen, weiterhin jährlich um 40%. 

Offenheit fördert auch das Gemeinschaftsgefühl. Auf einer offenen Plattform verbindet ein gemeinsames Erlebnis die Nutzer ungemein. Die neuseeländische YouTube-Macherin Ryleigh Hawkins bietet auf ihrem Kanal "Tourettes Teen" beispielsweise Einblicke in ein Leben mit dem Tourette-Syndrom. Mit ihren informativen, kurzweiligen und humorvollen Videos begeistert sie Fans auf der ganzen Welt und macht anderen Betroffenen Mut, trotz der Krankheit am öffentlichen Leben teilzunehmen und sich nicht zu verstecken. Und Teenager wiederum sprechen in Videos ganz offen darüber, dass sie von ihrer gewünschten Hochschule eine Absage erhalten haben. Dadurch zeigen sie, dass jeder im Leben mal mit Niederlagen zu kämpfen hat.   

Offenheit bedeutet auch Weiterbildung. Als Tochter eines Professors und als jemand, der ständig etwas Neues lernen möchte, begeistern mich vor allem sogenannte "EduTuber" wie Origin of Everything, Manual do Mundo und Eddie Woo und Excel is Fun, die YouTube zum größten Klassenzimmer der Welt machen. Jedes Mal, wenn ich jemanden kennenlerne und nach YouTube frage, geht es darum, was jemand auf der Website gelernt hat: wie ein Student dank YouTube eine Matheaufgabe gelöst hat, wie eine Mutter ein kaputtes Garagentor repariert hat oder wie sich ein Angestellter in einen neuen Arbeitsbereich eingearbeitet hat.   

Es ist ganz klar, dass das alles ohne Offenheit nicht möglich wäre. Ansonsten entscheidet nämlich jemand anderes, wer seine Geschichte erzählen darf. Und diese Geschichten klingen dann irgendwie alle gleich. Eine kleine Seifenmanufaktur findet kaum Beachtung. Das jugendliche Mobbingopfer findet keine Menschen, die dasselbe durchgemacht haben und sich gegenseitig Mut machen. Auch der Crack in Sachen Planetenphysik, der auf der Suche nach ein paar Videos ist, schaut wahrscheinlich in die Röhre.  

Die Verpflichtung zu Offenheit ist nicht einfach. Manchmal bedeutet das auch, Inhalte zuzulassen, die unkonventionell, kontrovers oder sogar anstößig sind. Ich glaube aber, dass es unsere Gesellschaft stärkt und wir besser informiert sind, wenn wir Dinge aus verschiedenen Perspektiven betrachten – und zwar auch dann, wenn wir mit einigen Meinungen überhaupt nicht einverstanden sind. Wir schützen diese Offenheit nicht nur durch Richtlinien, die die Meinungsfreiheit gewährleisten, sondern zum Großteil auch durch Maßnahmen für eine verantwortungsbewusste Community. Ich habe dieses Jahr schon mehrfachbetont, dass das für mich oberste Priorität hat. Wenn wir die Inhalte auf der Plattform verantwortungsbewusst verwalten, können wir Nutzer und YouTube Creator wie euch schützen. Außerdem werden dadurch weiterhin sämtliche Vorteile gefördert, die eine offene Plattform mit sich bringt.    

Problematische Inhalte machen mit einem Prozent nur einen Bruchteil der Inhalte auf YouTube aus und wir arbeiten laufend daran, diese Zahl noch weiter zu reduzieren. Doch diese wenigen Ausnahmen haben enorme Auswirkungen. Sie können sowohl eine potenzielle Gefahr für Nutzer sein als auch dazu führen, dass das Vertrauen in das offene Modell sinkt, das den Erfolg unserer kreativen Community erst ermöglicht hat.  Manche glauben, dass wir bei problematischen Inhalten nicht hart genug durchgreifen, weil das für unser Unternehmen vorteilhaft ist. Das entspricht aber schlicht nicht den Tatsachen – denn unzureichende Maßnahmen führen langfristig dazu, dass wir das Vertrauen unserer Nutzer, der Werbetreibenden und von euch YouTubern verlieren. Und dieses Vertrauen ist uns unglaublich wichtig.  

Aus diesem Grund haben wir in den vergangenen Jahren viel in die Teams und Systeme investiert, die YouTube schützen. Unser Ansatz in Sachen Verantwortung umfasst die folgenden Punkte:   

●Inhalte, die gegen unsere Richtlinien verstoßen, werden so schnell wie möglich entfernt. Außerdem arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Richtlinien noch klarer und effektiver zu machen. Das haben wir in diesem Jahr beispielsweise bei den Richtlinien zu Streichen und Challenges, zum Schutz von Kindern und zu Hassrede gemacht. Wir sind bestrebt, bei diesen Aktualisierungen behutsam vorzugehen und eine Vielzahl von Experten zu konsultieren, um über unsere Überlegungen zu informieren. So haben wir beispielsweise mit Dutzenden von Experten gesprochen, als wir unsere aktualisierte Richtlinie für Hassreden ausgearbeitet haben. In unserem vierteljährlichen Bericht zur Durchsetzung der Community-Richtlinien berichten wir auch über die vorgenommenen Löschungen. Wenn bestimmte Richtlinien für die YouTube-Community nicht funktionieren, dürft ihr uns gern darauf aufmerksam machen. In letzter Zeit haben wir zum Beispiel oft gehört, dass die Richtlinien zu Belästigung zwischen YouTubern dringend aktualisiert werden sollten. Wie ich schon in meiner letzten Mitteilung gesagt habe, sehen wir uns das Ganze an. In den kommenden Monaten werden wir dann weitere Details bekannt geben. 
●Wenn Nutzer nach Nachrichten und Informationen suchen, werden vertrauenswürdige Inhalte zuerst angezeigt. Das gilt vor allem für Eilmeldungen. Unsere “Breaking News” und “Top News” Fenster sind in 40 Ländern verfügbar und wir erweitern diese Zahl kontinuierlich. 
●Wir schränken die Verbreitung von Inhalten ein, die gegen unsere Richtlinien verstoßen. In den USA haben wir Anfang des Jahres Änderungen an Empfehlungen vorgenommen. Seitdem sind die Aufrufzahlen bei solchen Inhalten um 50 % gesunken. Das bedeutet, dass sich die Sichtbarkeit hochwertiger Inhalte verbessert hat. Auch im Vereinigten Königreich, in Irland, in Südafrika sowie in anderen englischsprachigen Ländern testen wir diese Änderung gerade. 
●Außerdem wurden die Mindestvoraussetzungen für Einnahmen verschärft, die Kanäle erfüllen müssen. Wir möchten nämlich nur vertrauenswürdige und berechtigte YouTube Creator belohnen. Nicht alle Inhalte, die auf YouTube erlaubt sind, passen zu den Marken der Werbetreibenden. Wir müssen gewährleisten, dass ihre Anzeigen nur bei Inhalten ausgeliefert werden, mit denen sie einverstanden sind. Aus diesem Grund erhalten YouTube Creator auch neue Einnahmequellen wie Super Chat und die Kanalmitgliedschaft. Tausende Kanäle konnten ihre Gesamteinnahmen auf YouTube mehr als verdoppeln, da sie neben klassischen Anzeigen auch diese neuen Tools nutzen.
Die Geschichten von YouTuber Creatorn wie euch inspirieren mich jeden Tag. Die von euch geschaffene Community ist der beste Beweis dafür, dass das Internet mit seiner vielfältigen Palette an Ideen das Potenzial hat, die Welt zu verbessern. Ihr habt etwas Großartiges geschaffen. Jetzt ist es unsere Aufgabe, für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Offenheit und Verantwortungsbewusstsein zu sorgen, damit YouTube Creator und Nutzer auch in Zukunft dieselben Chancen haben.