Liebe YouTuber und Interpreten,
in diesem Jahr ist schon so viel passiert. Kaum zu glauben, dass es erst Mai ist. Unsere weltweite Creator-Community hat neue kreative Höhepunkte erreicht, was wieder einmal belegt, dass ihr YouTube ausmacht. Wir standen aber auch vor großen Herausforderungen. Und angesichts der Reichweite und des Einflusses von YouTube gibt es für uns nichts Wichtigeres, als verantwortungsbewusst mit unserer Rolle als Plattform umzugehen.
1. Unserer Verantwortung gerecht werden
Meine oberste Priorität ist die Verantwortung. Wir suchen stets nach dem Gleichgewicht zwischen einer offenen Plattform und der Einhaltung unserer Community-Richtlinien. Wir mussten jedoch härtere Maßnahmen ergreifen, um in den letzten Monaten einigen beunruhigenden Vorfällen entgegenzuwirken.
Im Februar haben wir
bekanntgegeben, dass Kommentare zu den meisten Videos auf YouTube, in denen Minderjährige zu sehen sind, gesperrt werden. Damit möchten wirKinder vor sexuell missbräuchlichen Kommentaren schützen. Eine Ausnahme bei der Regelung bilden einige wenige Kanäle, für die wir über das notwendige Personal verfügen, um die Kommentare aktiv zu moderieren und weitere Schritte zum Schutz der Kinder zu unternehmen. Wir wissen, wie wichtig Kommentare für Creator sind. Tagtäglich teilen mir Creator mit, dass Kommentare ihnen dabei helfen, sich mit Fans auszutauschen, Feedback zu erhalten und ihre nächsten Videos zu gestalten. Mir ist auch bewusst, dass diese Änderung Auswirkungen auf zahlreiche Creator hat, von denen wir wissen, dass sie sich nie etwas zuschulden kommen lassen – von professionellen Creator bis hin zu Jugendlichen oder ihren Eltern, die Videos posten. Letztlich sind wir diesen Kompromiss aber eingegangen, weil der Schutz von Kindern, unserer Auffassung nach, das oberste Leitprinzip unserer Plattform sein sollte.
In den darauffolgenden Monaten haben wir im Zuge der Tragödie von Christchurch noch nie dagewesene Maßnahmen ergriffen. Unsere Teams haben sofort gehandelt und die gewalttätigen Inhalte entfernt. Wir haben uns entschieden, einige unserer Prozesse und Funktionen vorübergehend zu deaktivieren, um der ungeheuren Menge an hochgeladenen Videos mit gewalttätigen Bildern entgegenzuwirken. Daher wurden einige Videos zurückgehalten, darunter ein paar Videos mit Nachrichten und Kommentaren, die eigentlich nicht gegen die Community-Richtlinien verstoßen haben. Sie wurden nicht auf der Plattform veröffentlicht, bis die Inhaber Einspruch eingelegt haben und die Videos freigegeben wurden. Angesichts der Risiken war dies ein weiterer Kompromiss, den wir eingehen mussten. Und bei den verheerenden Anschlägen in Sri Lanka arbeiteten unsere Teams rund um die Uhr, um dafür zu sorgen, dass gewalttätige Inhalte entfernt werden. In beiden Fällen lösten unsere Systeme vertrauenswürdige Meldungen aus, sodass die Verbreitung von Hasskommentaren und Fehlinformationen eingeschränkt wurde.
Für politische Entscheidungsträger, Medien, Marken und Werbetreibende, mit denen ich mich vor Kurzem in Washington und Asien getroffen habe, sind diese Probleme von höchster Priorität. Ich habe sie alle über die Schritte informiert, die wir zum Thema Verantwortung ergriffen haben, und dabei auch das außergewöhnliche Talent und die Bedeutung unserer Creator gelobt. Wir haben in der Medienlandschaft zu einem bemerkenswerten Wandel beigetragen. Von einer Handvoll Sendernetzwerken sind wir auf Millionen von Kanälen gewachsen, bei denen für alle Zuschauer etwas dabei ist. Eure Videos berühren nicht nur Menschen, sondern haben auch neue Arbeitsplätze geschaffen und zur Gründung der nächsten Generation von Medienunternehmen geführt.
2. Den Erfolg der Creator und Interpreten fördern
Ich versuche, überall Ceator zu treffen. Erst kürzlich habe ich mich mit einigen Creator in Japan und Indien zusammengesetzt und in Seoul mit Korea Grandma sowie in Mumbai mit Prajakta Koli und MostlySane Videos aufgenommen. Zurück in der Heimat habe ich mich mit Shane Dawson, James Charles, Collins und Devan Key, Ethan und Hila Klein sowie Safiya Nygaard getroffen und ganz offen unterhalten. Zu sehen, wie leidenschaftlich sich all diese Creator bei YouTube einbringen, ist wirklich inspirierend.
Das Feedback aus diesen Gesprächen war besonders wichtig. Ein zentrales Problem war, mehr Klarheit in Bezug auf die Community-Richtlinien und werbefreundliche Grundsätze zu erhalten, damit die Monetarisierung und unser Empfehlungssystem berechenbarer werden. Unsere Creator wünschen sich außerdem, dass sie bei den Trendthemen stärker vertreten sind. Sie sind frustriert über Urheberrechtsansprüche, die weniger als zehn Sekunden oder Nebensächliches betreffen. Und sie sagen, dass die Online-Belästigung durch andere Creator zunimmt und unterbunden werden muss.
Ich möchte auf diese Punkte der Reihe nach genauer eingehen.
Zunächst planen wir, unsere Richtlinien noch genauer festzulegen, damit Creator noch bessere Entscheidungen bezüglich ihrer Inhalte treffen können. Unser Pilotprogramm zur Selbstzertifizierung ist ein großartiges Beispiel dafür, warum dies so wichtig ist. Über dieses Programm können Creator Angaben dazu machen, inwiefern ihr Video den Anzeigenrichtlinien entspricht, und Vertrauen aufbauen, an das sich unsere Systeme anpassen. Dadurch bekommen Creator ein besseres Verständnis für unsere Richtlinien und können aussagekräftige Ergebnisse für sie aber auch für Werbetreibende erzielen. Dieses Pilotprogramm wurde für mehr als tausend Kanäle eingeführt und ich hoffe, wir finden eine Möglichkeit, es weiteren monetarisierten Kanälen zur Verfügung zu stellen. Hinsichtlich der Monetarisierung werden wir uns weiterhin darauf konzentrieren, die Genauigkeit der Einstufungssysteme für werbefreundliche Richtlinien zu erhöhen, denn uns ist bewusst, dass dies für alle Creator wichtig ist. Seit Januar haben wir die Genauigkeit dieser Systeme bereits um 25 % verbessert.
Auf dem Tab "Trends" scheint nicht immer berücksichtigt zu werden, welche Videos jeweils auf der Plattform angesehen werden. Außerdem werden wohl immer wieder Videos derselben Creator angezeigt. Dabei sollte eines nicht vergessen werden: Die Trendthemen sollen Inhalte anzeigen, die für eine Vielzahl von Zuschauern interessant sind. Wir sind also besonders vorsichtig, was die Sicherheit dieser Videos betrifft, und achten darauf, dass sie keine obszönen oder altersbeschränkten Inhalte beinhalten. Geeignete Videos werden dann, je nachdem wie schnell sie Aufrufe generieren, eingestuft. Wir möchten unseren Creator aber mehr Präsenz bieten. Künftig soll mindestens die Hälfte der Videos zu Trendthemen von Creator kommen und der Rest von Musikern und traditionellen Medien. Diesem Ziel sind wir bereits sehr nahe und werden es weiterverfolgen. Darüber hinaus möchten wir sicherstellen, dass es sich dabei um unterschiedliche Creator handelt. Wir werden auch weiterhin unsere Initiativen "Aufstrebender YouTuber" und "Aufstrebender Gamer" intensivieren.
Wir haben auch aus erster Hand erfahren, dass unser System für manuelles Claimingzunehmend dazu verwendet wird, Claims auf sehr kurze (teilweise von einer Sekunde) oder nebensächliche Inhalte zu erheben, beispielsweise wenn ein Creator an einem Geschäft vorbeiläuft und einige Sekunden lang Musik zu hören ist. Wir beschäftigen uns bereits mit diesem Problem, aber direkt von den Creator davon zu hören, war wirklich wichtig. Wir prüfen unsere Möglichkeiten, wie wir das verbessern können, um die richtige Balance zwischen den Interessen von Urheberrechtsinhabern und Ceator zu finden.
Desweiteren nehme ich es sehr ernst, wenn Creator über Belästigungen auf der Plattform berichten. Zwar kann Kritik von anderen Creator durchaus konstruktiv sein, aber Drohungen oder Doxing gehen zu weit. Derartiges Verhalten verstößt zudem gegen unsere Richtlinien. Wir werden Maßnahmen ergreifen, um diesem Verhalten auf unserer Plattform entgegenzuwirken, und euch über die Entwicklung auf dem Laufenden halten.
Mit den jüngsten Ausgaben unserer NextUp Camps in Jakarta und London helfen wir noch mehr Creator, ihr Publikum zu finden. Außerdem gibt es weitere spannende Entwicklungen auf YouTube – nicht nur für Creator, sondern auch für Interpreten.
Mit der Einführung von YouTube Music in Indien, Japan und Argentinien konnten bekannte wie weniger bekannte Musiker ein neues internationales Zielpublikum erreichen. Die kostenlose, werbeunterstützte Streaming-App ist jetzt in 43 Ländern verfügbar. Weitere werden folgen.
Außerdem sind wir immer noch sehr besorgt über Artikel 13 (jetzt umbenannt in Artikel 17), einen Teil der Urheberrechtsrichtlinie, die jüngst in der EU verabschiedet wurde. Wir unterstützen die Rechte der Urheberrechtsinhaber, zumal YouTube Vereinbarungen mit fast allen Musikunternehmen und Fernsehsendern hat. Aber wir machen uns Sorgen aufgrund der ungenauen, unerprobten Anforderungen der neuen Richtlinie. Sie könnte zu schwerwiegenden Einschränkungen in Bezug auf die Inhalte führen, die Creator hochladen können. Somit besteht die Gefahr, dass traditionelle Medien und Musikunternehmen weniger Umsätze über YouTube generieren und möglicherweise viele europäische Creator, deren Geschäft auf YouTube basiert, massive Einbußen zu verzeichnen haben.
Die Richtlinie wurde zwar bereits verabschiedet, ihre endgültige Umsetzung kann aber nach wie vor beeinflusst werden, um einige der schlimmsten unbeabsichtigten Folgen zu vermeiden. Jeder EU-Mitgliedstaat hat jetzt zwei Jahre Zeit, neue nationale Rechtsvorschriften zu erlassen, die diesen neuen Regelungen entsprechen. Das heißt, die gemeinsame gewaltige Stimme der Creator kann noch immer Einfluss nehmen.
Wir müssen weiterhin für offene Kreativität einstehen und uns für diese einsetzen. Eure Aktionen haben bereits zu der beliebtesten Petition der Geschichte auf
Change.org geführt, die Menschen aus aller Welt zusammengebracht hat. Dies ist nicht das Ende unserer Bewegung, sondern erst der Anfang.
3. Kommunikation und Interaktion verbessern
Als Unternehmen und auch persönlich liegt uns euer Feedback sehr am Herzen. Wie schon im letzten Jahr werden wir keine Mühen scheuen, um mit Creator auf den verschiedensten Wegen zu kommunizieren, ob auf den sozialen Medien, in Videochats oder Einzelsitzungen. Ich habe vor, mich 2019 mit weiteren YouTubern zu treffen und vor allem über die Themen zu sprechen, die für euch am wichtigsten sind. Gebt mir gerne Bescheid, mit wem ich mich eurer Meinung nach treffen sollte. Ich bin offen für Vorschläge.
Die meisten von euch haben hoffentlich schon YouTube Studio Beta getestet. Durch diese Neuerung sollen Creator noch mehr Updates und News erhalten. Es bietet auf dem Dashboard ein Bulletin mit bekannten Problemen. Dort sind Ausfälle, Bugs oder anhaltende Probleme mit YouTube aufgeführt. Außerdem stehen seit Langem geforderte Messwerte zu Impressions, Thumbnail-Klickraten und Aufrufe durch einzelne Nutzer zur Verfügung, sodass ihr eine komplett neue Analyse erleben könnt. Wir haben auch gerade unsere Unterstützung von Infokarten und Abspannen im neuen Studio sowie von Vergleichen in Analytics erweitert. Euer Feedback war für diese Verbesserungen von entscheidender Bedeutung. Weitere Echtzeitdaten werden demnächst folgen.
Da so viele Creator uns mitgeteilt haben, dass der Umgang mit Verwarnungen wegen eines Verstoßes gegen die Community-Richtlinien uneinheitlich und verwirrend ist, haben wir unsere
Richtlinien aktualisiert und das System einfacher und transparenter gestaltet. Jeder Creator erhält nun eine einmalige Warnung. So soll ihm die Möglichkeit gegeben werden, sich mit unseren Richtlinien vertraut zu machen, bevor der Kanal sanktioniert wird. Außerdem haben wir die Strafen bei Verwarnungen jetzt einheitlich gestaltet, egal, ob sie für Videos, Thumbnails oder Links ausgesprochen werden. Eine weitere Neuerung ist, dass Creator bei einer Verwarnung jetzt Benachrichtigungen auf ihren Smartphones und in YouTube selbst erhalten. Außerdem umfassen E-Mail- und Desktop-Benachrichtigungen auf YouTube jetzt mehr Details dazu, gegen welche Richtlinie verstoßen wurde.
Genau wie ihr passt sich YouTube ständig an, um mit der sich rasant verändernden Welt Schritt zu halten. Eines wird sich jedoch nicht verändern, nämlich die Tatsache, dass unser bisheriger, aktueller und künftiger Erfolg bei unseren Creator beginnt. Viele von euch halten uns seit den ersten Tagen die Treue und haben aus YouTube die dynamische Community gemacht, die es heute ist. Daher konzentrieren wir uns darauf, eure wachsenden Unternehmen zu fördern, indem wir die Verantwortung auf der Plattform verbessern und mehr Möglichkeiten schaffen, damit ihr euch austauschen und euer Publikum aufbauen könnt.
Ein Creator zu sein kann bereichernd, spannend, anspruchsvoll und anstrengend zugleich sein. Aber die harte Arbeit ist es allemal wert. Ihr seid kulturelle Vorreiter und eure Geschichten helfen der Welt, miteinander in Verbindung zu bleiben und zu lernen. Bitte teilt uns auch weiterhin eure Meinung mit und gebt uns euer Feedback. Das hilft uns, unsere Plattform zu stärken.
Susan Wojcicki